06.01.2025
von Magdalena Olyukova

Verwenden Sie die nachstehende Checkliste für Barrierefreiheit, um Ihre Events schrittweise barrierefrei zu gestalten. Je mehr Fragen Sie mit JA beantworten können, desto mehr Menschen schließen Sie in Ihr Event ein.  

Vor Ihrem Event 

1) Wissen Sie, was Ihr Publikum benötigt? 

Investieren Sie Zeit und Mühe, um herauszufinden, was Menschen mit Behinderungen von Ihnen und an Ihrem Veranstaltungsort benötigen könnten. 

Fragen Sie deshalb bereits während der Registrierung ab, welche Einschränkungen Ihre Teilnehmenden haben und geben Sie Ihnen außerdem die Möglichkeit, diese proaktiv zu äußern. 

2) Haben Sie Inhalt und Layout Ihres Events barrierefrei gestaltet? 

Das Erlebnis vor Ort sollte für alle Teilnehmer zugänglich und vergleichbar sein. Prüfen Sie daher die Barrierefreiheit von Inhalt und Layout Ihres Events. Stellen Sie sicher, dass alle Mitarbeiter darin geschult sind, Kunden mit allen Arten von Behinderungen zu unterstützen. 

Barrierefreiheit bedeutet auch Diversität in Ihrem Programm. Denken Sie daran, das Programm möglichst vielfältig zu gestalten, um allen Gruppen Ihres Publikums gerecht zu werden. Das heißt, dass Sie Menschen unterschiedlichster Herkünfte, Geschlechts, Bildung, Berufserfahrung, Hautfarbe, Religion etc. auf Ihren Bühnen präsentieren sollten. 

Briefen Sie überdies Ihre Redner, wie diese ihre Präsentationsfolien und ihre Vorträge gestalten sollten, damit möglichst viele Menschen ihnen uneingeschränkt folgen können. Dazu gehören kontrastreiche Farben, große Schriftarten, aber auch mündliche Erklärungen von eingeblendeten Bildern, eingeblendete Untertitel und ein langsameres Sprechtempo – unter anderem für die Gebärdensprache, aber auch für Menschen mit kognitiven Einschränkungen. 

3) Ist Ihre Kommunikation barrierefrei? 

Achten Sie bei der Gestaltung von Kommunikationsmitteln, d.h. Print- und Onlinemedien, z.B. Online-Umfragen und Feedback-Formularen, auf Barrierefreiheit. Nutzen Sie Technologie, um die Barrierefreiheit Ihrer Website und der Elemente Ihres virtuellen Events sowie das Erlebnis vor Ort für alle zu verbessern. Dies ist mehr als eine freundliche Geste, denn am 28.06.2025 tritt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) in Kraft. Gemäß dieser EU-Richtlinie müssen Sie Produkte und elektronische Dienstleistungen so gestalten und herstellen, dass Menschen mit Behinderungen sie maximal nutzen können. Darüber hinaus sind sie möglichst in oder auf dem Produkt selbst mit barrierefrei zugänglichen Informationen zu ihrer Funktionsweise und ihren Barrierefreiheitsfunktionen auszustatten. 

Fragen Sie sich daher, ob bei Ihrem Event  

  • alle Bilder und Grafiken Alternativtexte beinhalten, 
  • Textgrößen durch die Teilnehmenden angepasst werden können, 
  • Kontraste ausreichend sind, 
  • Vorder- und Hintergrundgeräusche unterscheidbar sind, 
  • alle Videos Untertitel beinhalten. 

4) Können die Inhalte Ihrer Event-Plattform vorgelesen werden? 

Stellen Sie sicher, dass Ihre Event-Plattform mit unterstützender Technologie wie Bildschirmleseprogrammen kompatibel ist. 

5) Sind alle Kommunikationsmedien leicht bedienbar? 

Achten Sie darauf, dass alle Medien - von Website bis Event-App - leicht bedienbar sind. 

Prüfen Sie, ob die Eventteilnehmer 

  • Ihre Medien über eine Tastatur bedienen können – statt lediglich über Mauszeiger und Wischbewegungen. 
  • ob zeitliche Begrenzungen für Interaktionen, z.B. bei Votings, für alle Menschen ausreichend sind, 
  • sich über eindeutige und klare Linktexte orientieren können. 

Verzichten Sie außerdem auf Blinken und Blitzen, um für Menschen mit Epilepsie Anfälle zu vermeiden. 

Sind die Informationen zur Veranstaltung in einfacher und verständlicher Sprache formuliert?

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6) Ist Ihre Eventlocation barrierefrei? 

Die Auswahl der Eventlocation ist maßgeblich für die Barrierefreiheit des Eventerlebnisses. Denken Sie dabei unter anderem an diese Aspekte oder prüfen Sie diese.

  • Gibt es Stufen am Eingang zum Gebäude, in den Räumen, zur Bühne oder zu den Messeständen und welche Alternativen können genutzt werden? 
  • Erfüllen Aufzüge und Rampen die Mindestanforderungen an Breiten und Schrägen, d.h. maximal 6 % Steigung? 
  • Ist ein möglicher stufenloser Nebeneingang gut ausgeschildert und während des Events zugänglich? 
  • Erfüllen alle Türen und Durchgänge in Fluren, zwischen Messeständen etc. das geforderte Mindestmaß?  
  • Gibt es Steigungen, Rampen, Gefälle oder schwer begehbare, z.B. rutschige, Böden?  
  • Gibt es Aufzüge mit ausreichender Größe? Und haben diese eine akustische Ansage der Etagen? 
  • Sind alle Durchgangsbreiten zwischen Tisch- und Stuhlreihen ausreichend?   
  • Bieten alle Lage- und Gelände- sowie Raumpläne eine kontrastreiche, deutliche Orientierung?  
  • Sind vor allem die Counter zur Anmeldung leicht auffindbar? 
  • Gibt es reservierte Plätze für Menschen mit Behinderung und deren Begleitpersonen oder Assistenztiere?  
  • Gibt es Stellplätze für Rollstühle im Zuschauerraum (90 cm x 120 cm)? 
  • Sind alle Wegen und Fluren gut beleuchtet und Hindernisse, wie z.B. Glastüren oder Stufen, kontrastreich gekennzeichnet? 
  • Verfügen die Räume über eine klare Akustik mit wenig Hall sowie über gute Lichtverhältnisse? 
  • Gibt es Rückzugsorte mit geringen Umgebungsgeräuschen für hörbehinderte Menschen und Ruheräume - besonders für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen?  
  • Sind Toiletten in ausreichende Anzahl deutlich ausgeschildert und gut erreichbar?  
  • Gibt es Behindertentoiletten mit Mindestmaßen, die barrierefrei erreichbar sind? 
  • Verfügt die Eventlocation über einen barrierefrei gestalteten Rettungsplan?  

7) Ist die Anreise barrierefrei möglich? 

Stellen Sie sicher, dass Ihr Eventort und die -location barrierefrei erreichbar sind. Dazu gehören unter anderem:  

  • die Erreichbarkeit mit dem ÖPNV, 
  • sowie die barrierefreie Nutzung des ÖPNV, 
  • barrierefreie kurze Wege zwischen der letzten Haltestelle und der Eventlocation 
  • Parkplätze, vor allem Behindertenparkplätze, 
  • barrierefreie Wege zum Eingang 

Möglicherweise bietet es sich an, einen Abholservice, Fahrdienste oder Transfers mit 

Reisebussen anzubieten, wenn der ÖPNV dies nicht gewährleistet. 

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8) Ist Ihr Catering barrierefrei? 

Barrierefreies Catering ist mehr als die Bereitstellung von niedrigeren Stehtischen oder Sitzplätzen. Denken Sie bei Ihrem Event auch an: 

  • eine Speisenauswahl für Menschen mit Unverträglichkeit, 
  • eine ausreichende Beschriftung der Speisen inklusive der Informationen zu Inhaltsstoffen, 
  • die leichte Erreichbarkeit der Speisen, 
  • kippsichere Gläser sowie 
  • Wasser für Assistenzhunde. 

9) Sind Ihre Event-Bühnen barrierefrei?  

Prüfen Sie, ob Ihre Bühnen barrierefrei sind und nehmen Sie notwendige Anpassungen so früh wie möglich vor. Das spart viel Zeit, Geld und Nerven. 

Dazu gehören: 

  • ein stufenfreier, ausreichend breiter, nur leicht geneigter Weg zur Bühne, 
  • ein höhenverstellbares Rednerpult oder Tische, 
  • Platz für Gebärdensprachdolmetscher und/oder Begleitpersonen bzw. -tiere. 
  • Sind die Redner gut hör- und sichtbar und insbesondere deren Gesichter gut ausgeleuchtet?  

10) Ist die Technik barrierefrei gestaltet? 

Neben der barrierefreien Gestaltung auf der Bühne sollten Sie ebenfalls an die eingesetzte Technik im Raum denken.  

  • Gibt es auch für die Teilnehmer, Moderatoren und Dolmetscher genügend Mikrofone und Headsets? 
  • Haben auch die Mikrofone im Raum höhenverstellbare Ständer? 
  • Gibt es eine Induktionsanlage für Hörbehinderte? 
  • Gibt es eine Ansprechperson für technische Fragen? Ernennen Sie eine Person als Ansprechpartner, die während der Veranstaltung per Telefon oder E-Mail bei technischen Fragen unterstützen kann. 
  • Erinnern Sie die Moderatoren an eine kurze technische Einführung für die genutzten Event-Apps oder Votingsysteme 
  • Ist die Tonqualität während der Veranstaltung gut? 
  • Haben Ihre Filme und Videos, die während der Veranstaltung gezeigt werden, Untertitel für gehörlose Menschen und/oder Audiodeskription für Menschen mit Sehbehinderung? 
  • Benötigen Sie eventuell einen zusätzlichen Computer mit Beamer und Leinwand für die Übersetzung der Schriftdolmetscher? 
  • Bieten Sie einen Livestream der Veranstaltung an, damit weniger mobile Personen Ihr Event von zu Hause verfolgen können? 

 

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Während Ihres Events

11) Wer ist in der Eventlocation Ansprechpartner für Barrierefreiheit? 

Arbeiten Sie eng mit Ihrer Eventlocation zusammen, um sicherzustellen, dass zusätzliche Maßnahmen ergriffen und spezifische Anfragen unterstützt werden können. 

Fragen Sie nach einem persönlichen Ansprechpartner und ob 

  • das Personal geschult in Erster Hilfe ist, 
  • es ein Dokument mit Notfallnummern sowie einen Notfallplan gibt? 
  • ob die Mitarbeiter über Behinderungen informiert sind 
  • und ob sie im Notfall gezielt ansprechen oder gar evakuieren können.  

Nach Ihrem Event

12) Holen Sie sich Feedback nach dem Event 

Vergessen Sie nach dem Ende Ihres Events nicht, die Teilnehmer, die zusätzliche Unterstützung angefordert hatten, um Feedback zu bitten und entsprechend tätig zu werden. 

13) Setzen Sie Verbesserungen aus dem Feedback um 

Nehmen Sie Feedback immer an und überlegen Sie sorgfältig, was Sie beim nächsten Mal anders machen können, um die Barrierefreiheit zu verbessern. 

 

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